Ein paar Gedanken an die Vergangenheit


Ich sitze wirklich längere Zeit vor diesem weißen Blatt Papier, als ich 14,5 Jahre zurückdenke. Die Gedanken und Erinnerungen überschlagen sich in meinem Kopf, weil ich nicht weiß´, wo ich anfangen soll.
Am Besten dort, wo meine erste Hündin „Lady“ herkam. Aus einem wirklich chaotischem und absolut unsauberem Umfeld. 12 Welpen liefen um das arme Muttertier herum, die sich mit einem Freßnapf im Maul, in einem Stall, im Kreis drehte…
Ein Welpe davon, sollte also mit uns nach Hause fahren, und nach mehreren vergeblichen Versuchen meinen Freund von diesem Gedanken abzubringen, nahmen wir einen Welpen mit. Heute weiß ich, dass ihr dieses Umfeld ziemlich gut gefallen hat, denn sie hat zweieinhalb Jahre alles versucht, meine Wohnung ihrem Ursprung anzupassen.
Für mich ein absoluter Kulturschock, weil meine auf Hochglanz polierte, in weißes Marmor gekleidete Wohnung, das totale Gegenteil war. Die Betonung liegt auf war…
Ein kurzer Blick, seitens meines neu erworbenen Welpens, und los geht´s.
„Kein Problem Frauchen, dass bekomme ich schon hin, du wirst dich bald genauso wohl fühlen wie ich. Lass´mich nur machen. Dafür bin ich da. Ich werde dir ein neues Zuhause schaffen, wo wir alle glücklich und zufrieden leben können. Dafür jedoch, sind einige Umbaumaßnahmen notwendig.“
Genau so hätte sie es mir, wenn sie hätte reden können gesagt. Glaubt´mir, ihr Lieben, denn sie war sich 2,5 Jahre vollkommen sicher, mir eine große Freude zu machen, während sie meine Wohnung von rechts nach links drehte.
Es fing damit an, dass sie wohl den frischen Duft der geputzten Wohnung als vollkommen unangenehm empfunden haben muss, denn sie hat lange Zeit gebraucht, meinem Wunsch zu folgen, doch bitte ihre Geschäfte in der freien Natur zu erledigen.
Glaubt´mir, es gehört viel Mut dazu, diese Dinge in der Öffentlichkeit preiszugeben, denn keiner gibt gerne zu, dass er auf der ganzen Linie versagt hat.
Heute weiß ich, ich habe n i c h t versagt, weil sie alles schon von Anfang an begriffen hatte. Sie wollte nur im Vorfeld mich schon in die Knie zwängen, um weitere Erziehungsmaßnahmen zu unterbinden. Ich habe in all den Jahren nie einen intelligenteren Hund kennengelernt, als meine „Lady“.
„Lady“ war sechs Wochen alt, als sie zu uns kam, vielleicht war auch das der Auslöser. Keine Sozialisierungsphase bei Mama und den Geschwister. Diese Phase hat sie nur bei Menschen durchlebt, also sei ihr an dieser Stelle kein Vorwurf gemacht. Ich hatte vor ihr noch keinen Hund, also war bei mir noch keine Erfahrung vorhanden, dieses renovierungsfreudige Hündchen zu bändigen.
Meine gesamte Büchersammlung hing im Laufe der Zeit fast unter der Decke, jedenfalls der Teil, der davon übriggeblieben war. Ja, ihr Lieben, hängt eure persönlichen Dinge höher und alles wird gut. Ich habe dies auch gemacht, nachdem ich mein geliebtes Hündchen, inmitten der von ihr zerfetzten Bibel im Goldschnitt, zwischen diversen Bibeltexten gefunden habe. Mit verklärtem Blick und einem Lächeln auf ihrem Gesicht
(ja, dieser Hund konnte lachen), hatte sie an höherer Stelle schon um Vergebung für alle weiteren Taten, gebetet.Denn diese Absolution hat sie auch dringend gebraucht, weil ich konnte sie in meiner vollkommenen Fassungslosigkeit über ihr Handeln, leider nicht erteilen.
Wo sie ihre Geschäfte erledigen sollte, konnte ich ihr zunächst nicht vermitteln, auch die Aufforderungen zum „Sitz“ und „Platz“ waren für sie nur schwer nachvollziehbar. Wie man aber den Lichtschalter bedient, um das Licht auszumachen, hat sie sich binnen weniger Monate angeeignet. Von ihrem bequemen Platz auf der Couch, war es nur ein Pfotenschlag hoch zum Schalter und das Licht war aus.Ja so war das. Und glaubt´nur nicht, dass sie Ruhe gegeben hätte, bis endlich in der gesamten Wohnung alle Lichter erloschen waren, und sie ihre Leute in´s Bett geschickt hatte. Es war kein Nachgeben unsererseits, es war die pure Verzweiflung, damit endlich Ruhe einkehrte.

Für heute mache ich jetzt auch die Lichter aus. Bald geht es jedoch weiter…


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